Lost in self employment

Heute ist ein ganz komischer Tag. Ein Mittwoch im November. Grauer Himmel. Vermutlich für viele nicht der schönste Tag des Jahres, aber gehört eben auch dazu. Man kann nicht jeden Tag bei Sonne im Schanigarten sitzen (oder doch?)

Ich habe soeben ein Word Dokument aufgemacht und einfach angefangen zu tippen, weil das oft mein letzter Ausweg ist. Wenn ich gar nicht mehr weiß, was ich mit mir anfangen soll, dann schreibe ich es auf. Wenn ich Worte für mein Befinden suchen muss, dann muss ich gleichzeitig genau hinschauen. Was ist es, das heute so komisch macht? Ist es der Fakt, dass ich NICHTS zu tun habe? Ja vermutlich. Obwohl es natürlich Bullshit ist, dass ich nichts zu tun habe. Meine To Do Liste ist lang. Aber eben nicht die „Muss heute erledigt werden“-Liste, sondern die „Sollte ich demnächst machen“-Liste. Ein Großteil dieser Punkte beinhaltet Dinge, wie mich bei XY melden, Pitches an XY schicken, Interviewtermin ausmachen, Transkript durchgehen, Website, Portfolio, Recherche. Klingt toll. Voll kreativ.

Nein, I hate it. (zumindest heute) Ich will nicht (heute nicht). Ich will, dass mir Dinge zufliegen (immer), ich will nichts dafür machen. Ich will nicht noch mehr leere Meter gehen, ich will mich nicht unter Wert verkaufen, ich will mich nicht für Dinge stressen, die die Menschheit absolut keinen Millimeter weiterbringen. Super ein paar Dinge, von denen ich weiß, dass ich sie nicht will. Stellen wir die Frage andersrum - was will ich -, fehlen mir die Antworten. (außer das mit dem Schanigarten, war obvious oder).

Manchmal frage ich mich, ob ich gar keine Resilienz habe. Obwohl mir die meisten Menschen in meinem Umfeld, das Gegenteil sagen würde. Du bist immer so positiv, so ausgeglichen. Sowas hab ich ja von dir noch nie gehört. Waage, Balance, Harmonie – hello it’s me.

Wie soll das weitergehen? Ich fühle mich gut, bin im Flow und bin gut gelaunt, wenn ich im Stress bin. Das würde ich vermutlich nicht zugeben, weil natürlich muss man dann sudern, dass man zu viel zu tun hat. Aber to be honest, in this economy ist man nur was wert, wenn man unglaublich gestresst ist. Und davor bin ich bestimmt nicht gefeit. Ich fühle mich gut und gebraucht und wichtig, wenn ich To Dos abhake. Wenn ich was erledigt hab. Heute richtig was geschafft. Ich darf beruhigt schlafen gehen, heute habe ich immerhin was geleistet. Etwas richtiges, ich kanns dir schwarz auf weiß zeigen. Schau, was ich heute tolles gemacht hab: E-Mails geschrieben!

Menschen, die ich interviewe, bauen Gemüse an, versorgen Menschen mit Lebensmittel, machen was Richtiges mit den Händen. Wenn ich Menschen Essen biete, hat das Sinn. Im besten Falls sind sie dann gut drauf und geben 10 Prozent. Wenn ich für zu wenig Geld, was in Wordpress reinklopfe, fühle ich mich nicht gut. Ich fühle mich ein bisschen wertlos, weil wen interessierts, wieso mache ich das und wie lange soll das noch so weitergehen.

Es gibt Menschen, die mich inspirieren und die ich bewundere. Ich könnte nicht sagen, was die alle gemeinsam haben. Warum muss ich immer die Mentorin sein, kann mir mal bitte jemand sagen, was ich tun soll.

Manchmal weiß ich wirklich nicht, wie alle immer so motiviert sein können. So viel schaffen. Bin ich die einzige Person, die sich am Nachmittag eine Folge Gossip Girl reinzieht? Eskapismus, ja bitte. Ich nehme keine Drogen, ich trinke nicht zu viel, ich habe allgemein kein Suchtpotenzial. Aber ich stürze mich in mir Bekanntes. 2000er Serien, Lokale, wo ich schon die ganze Speisekarte durch hab, Urlaubsorte, die ich schon kenne. Es gibt mir so viel Sicherheit und Comfort. Und trotzdem sehne ich mich so nach neuen Inputs. Wie geht das gleichzeitig? Einmal so, halbe Stunde später anders. Kann ich mich eigentlich irgendwann mal für etwas entscheiden? Wie schön muss es sein, immer zu wissen, was man möchte? Ich überlege seit drei Tagen, ob ich die Nägel nude oder dunkel lackieren soll. Ich geh jetzt spazieren, diese crazy Frau muss an die frische Luft.

 

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jänner schmankerl